Welche Kleintiere brauchen Gesellschaft?

Die meisten Menschen sind nicht gern allein. Der Künstler Andy Warhol hat einmal gesagt: "Einer ist eine Gesellschaft, zwei sind eine Menschenmenge, drei sind eine Party."
Doch wie ist das eigentlich bei Kaninchen, Meerschweinchen und anderen Kleintieren: Wie viele Artgenossen brauchen sie in ihrem Rudel, um ein glückliches Tierleben führen zu können? Und gibt es Arten, die die Einzelhaltung bevorzugen?

Das Wichtigste vorneweg: Die meisten Nager, Ziervögel und andere Kleintiere sind sehr sozial. Sie brauchen den Kontakt zu ihresgleichen, um sich wohlzufühlen. Wir Menschen sind kein adäquater Ersatz für ihre gefiederten bzw. plüschigen Freunde. Zumal viele der "Kleinen" ohnehin keinen grossen Wert darauf legen, hochgehoben und gestreichelt zu werden. Obwohl einige von ihnen durchaus zahm werden können, wenn ihre Zweibeiner viel Geduld (und das eine oder andere Leckerli) mitbringen.

Rabbits

Kumpel fürs Kaninchen

Ein einzeln gehaltenes Kaninchen leidet enorm. Es braucht mindestens ein, besser noch zwei oder drei andere Kaninchen an seiner Seite, damit sein Bedürfnis nach Gesellschaft befriedigt ist. Der Tierschutzbund empfiehlt verschiedene Gruppenzusammenstellungen. Beispielsweise ist es möglich, ein kastriertes Böckchen zu einem bis drei Weibchen zu setzen. Aber auch zwei kastrierte Rammler mit zwei bis vier Häsinnen oder auch nur kastrierte Böcke können in kleinen Gruppen gehalten werden. Durch die Kastration der männlichen Tiere wird nicht nur unerwünschter Nachwuchs verhindert -  auch Rangordnungskämpfe können durch diesen medizinischen Eingriff unterbunden werden.

Streit verhindern

Ausschliesslich Weibchen oder unkastrierte Böcke gemeinsam zu halten, ist dagegen keine gute Idee. Bei gleichgeschlechtlichen Kaninchen kann es ab der Pubertät, also ab einem Alter von sechs bis zehn Monaten, zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Die Tiere können einander schlimme Wunden zufügen - die sogar zum Tod eines der Kaninchen führen können. Um Streitereien zu vermeiden, sollte das Zuhause der Langohren gross genug und artgerecht eingerichtet sein. Bei der Innenhaltung empfiehlt sich beispielsweise ein offenes Gehege mit einer Grösse von 1,5 x 0.75 Metern. Es ermöglicht den bewegungsfreudigen Tieren, jederzeit nach Herzenslust im Zimmer umherzuhoppeln.

Kaninchen_Meerschweinchen

Mümmelmann plus Meerli?

Und wie sieht es nun mit Meerschweinchen aus? Können Meerlis und Kaninchen zusammen gehalten werden? Schliesslich schlägt das Herz vieler Kleintier-Fans für beide Arten. Was läge da näher, als die friedvollen Vierbeiner in ein gemeinsames Gehege zu setzen? 
Tatsächlich würden sich Kaninchen und Meerschweinchen in freier Wildbahn niemals über den Weg laufen. Die Langohren stammen ursprünglich aus Nordafrika, Spanien und Portugal, während Meerschweinchen in Südamerika heimisch sind. Ihre Kommunikation unterscheidet sich stark voneinander - beide sprechen sozusagen unterschiedliche Sprachen.
Teilen sie sich ein Gehege, leben Meerschweinchen und Mümmelmänner oftmals nebeneinander her. Einen Artgenossen kann der Kumpel vom anderen Kontinent also nicht ersetzen.
Dennoch ist es grundsätzlich möglich, die Tiere gemeinsam zu halten. Voraussetzung: Beide haben Artgenossen an ihrer Seite und das Kleintierheim ist gross genug, um einander bei Bedarf aus dem Weg zu gehen. Unter diesen Bedingungen kann es sein, dass sich eine artübergreifende Freundschaft entwickelt - und Meerli und Kaninchen sogar miteinander kuscheln.

Bitte keine Einzelhaft!

Guinea_pig

Auch bei der Zusammenstellung einer Meerschweinchengruppe gibt es einiges zu beachten. Die niedlichen Nager brauchen Familienanschluss und dürfen unter keinen Umständen allein im Käfig sitzen.
Übrigens: Laut Tierschutzgesetz müssen Haustiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden. Das bedeutet für soziale Tiere wie Meerschweinchen: keine "Schweinzelhaft", denn das wäre Tierquälerei!
Doch wie sieht sieht sie nun aus, die perfekte Meerli-Clique?
Der Tierschutzbund rät zu folgenden Konstellationen: ein kastrierter Bock plus zwei Weibchen oder zwei kastrierte Böckchen mit vier Weibchen. Häufig funktioniert auch ein reiner "Weiberhaushalt" problemlos.
Dabei sollte das Meerschweinchenheim ausreichend gross genug und ansprechend strukturiert sein, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. Eine Grundfläche von mindestens zwei Quadratmetern sollte es schon sein, damit die Schweinchen umherflitzen können.

Der Hamster als Solist

Die meisten anderen Nager wie Chinchilas, Degus, Farbmäuse und Ratten sind ebenfalls sehr gesellig und brauchen für eine artgerechte Haltung zwingend Fellfreunde an ihrer Seite.
Doch eine Ausnahme gibt es: Hamster sind ausgesprochene Einzelgänger. Egal ob Goldhamster, Zwerghamster oder Teddyhamster, die knopfäugigen Minis können gut auf ihresgleichen verzichten. Die meisten Hamster-Arten verbringen nämlich auch in der freien Natur ihr Leben als Single. Nur während der Paarungszeit finden Männchen und Weibchen zueinander. Werden die kleinen Nager trotz ihrer Solo-Lebensweise zusammen in einen Käfig gesetzt, kann es zu blutigen Attacken kommen - bis hin zum Tod eines der Kontrahenten.
Lediglich bei einigen Zwerghamster-Arten wie dem Roborowski-Zwerghamster, dem Campbell-Zwerghamster und den Dsungarischen Zwerghamster können Hamsterkenner eine Gruppenhaltung wagen. Deuten sich Streitereien an, müssen die Tiere allerdings sofort getrennt werden. Hierfür braucht es viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung, weshalb Anfänger auch diese Arten lieber einzeln halten sollten.

Verliebte_Wellensittiche

Verliebte Wellensittiche

Vogelfreunde sollten sich ebenfalls genau über die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Lieblinge informieren, wenn sie Wellensittichen, Zebrafinken oder Nymphensittichen ein Zuhause geben wollen. So leben beispielsweise Wellis in ihrer natürlichen Heimat Australien in grossen Schwärmen zusammen. Innerhalb der Gruppe bilden sich oftmals Pärchen, die jahrelang oder gar lebenslang zusammenbleiben. Die Tiere bauen eine enge Bindung auf, füttern und putzen einander. Einzelhaltung ist für diese sozialen Mini-Papageien also keine Option.
Ein Mensch kann den gefiederten Partner niemals ersetzen - und erst recht kein Spiegel und keine Plastikattrappe. Diese vermeintlichen Hilfsmittel können dem Vogel sogar schaden und haben in der Voliere nichts verloren. Wer Wellensittiche halten möchte, sollte daher mindestens ein Pärchen aufnehmen. Hahn und Henne vertragen sich in der Regel besonders gut und auch zwei Männchen leben meist harmonisch zusammen. Nur unter Weibchen kann es öfter zu Streitereien kommen. Ist genügend Platz für eine grössere Welli-Gruppe vorhanden, sollte eine gerade Anzahl an Vögeln einziehen dürfen. So kann jeder Wellensittich einen Partner finden. Denn wer (ausser dem Hamster) ist schon gern allein?

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