Katzenwäsche - Warum sich Katzen so herausputzen

Sei es nach der kleinsten Mahlzeit, dem kürzesten Nickerchen oder einfach mal eben zwischendurch bei passender Gelegenheit und mit Musse. Für die sorgfältige und gründliche Fellpflege hat ein manierlicher Stubentiger einfach immer Zeit (zu haben).
Denn zusammen mit der widerstandsfähigen, aber dennoch flexiblen Haut und unterstützt von den Schweissdrüsen und Blutgefässe, gibt das Fell dem geschmeidigen Raubtierkörper mechanische Sicherheit und reguliert den felinen Wärmehaushalt.
Das Fell selbst besteht bei allen Katzen aus weichen, gewellten, wärmedämmenden Wollhaaren (Unterwolle) und den Schutz- und Deckhaaren, die relativ wasserabweisend sind und die Fellfarbe beziehungsweise das Fellmuster der Samtpfote zeigen. Alles überlebenswichtige und damit triftige Gründe, achtsam mit der eigenen bepelzten Körperhülle umzugehen.

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Mehr als eine Verpackung

Übrigens zählt die Verhaltensbiologie das Belecken und Waschen des Fells wie auch das Strecken oder Wälzen einer Katze zum sogenannten Komfortverhalten - also zu allen Aktivitäten rund um die Körperpflege. Weshalb die Intensität der Instandhaltung und damit auch der Fellzustand neben der individuellen körperlichen Verfassung viel über die augenblickliche Gemütslage der Samtpfote verrät. Denn durch das Putzen werden auch Endorphine freigesetzt. Diese körpereigenen Glückshormone und Schmerzmittel erhöhen das individuelle Wohlergehen einer sich putzenden Katze.

Verschiedenste Pflegemittel

Beim Beobachten deiner Katze werden dir sicherlich verschiedenste "Reinigungsprogramme" aufgefallen sein:

Das Knabbern

Mit ihren zwölf winzigen Schneidezähnen beknabbert die Katze Haut und Fell und beseitigt auf dem Weg etwaige Haarverfilzungen. Ganz normal ist es, wenn die dafür erforderlichen raschen Bewegungen der Kiefernach dem Knabbern noch eine Weile anhalten.

Das Kratzen

Körperstellen mit verfilztem Fell, die für die Katzenzunge nicht oder nur sehr schwer zu sind, bearbeitet die Katze mit ihren ausgefahrenen Krallen.

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Das Lecken

Mithilfe der Zunge und den darauf befindlichen mechanischen Papillen befreit die Samtpfote ihr Fell von Verunreinigungen. Der gleichfalls verteilte Speichel verdunstet im Nebeneffekt und verschafft dem Tier so Kühlung in heisser Umgebung.

Das Waschen

Mit den Vorderpfoten, die sie währenddessen immer wieder ableckt und damit neu befeuchtet, säubert die Katze ihr Gesicht und die Ohrmuscheln. So gelingt es ihr ebenfalls, für die Zunge unzugängliche Körperteile zu erreichen und zu pflegen.

Mehr als blosses Säubern

Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Komponenten der individuellen kätzischen Fellpflege, dem Auto-Grooming, steht als soziale Verhaltensweise die gegenseitige Fellpflege, das sogenannte Allo-Grooming. Ihm widmen unsere Miezen einen relativ grossen Anteil ihres täglichen Pflegeaufwands.
Bei der erwachsenen Katze dient dieses beiderseitige Ablecken sowohl der gegenseitigen Fellpflege als auch dem Austausch von Pheromonen beziehungsweise der Weitergabe einer Art von "Gruppengeruch".
So erhalten einander wohlgesonnene Katzen den sozialen Frieden innerhalb der Gemeinschaft - wahren und festigen diesen aber auch nach mehr oder minder erregten Konfrontationen.

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Soziale Körperpflege

Zuweilen wird das Beputzen nur einseitig ausgeübt, indem bloss ein Tier selber leckt und der Artgenosse abgeleckt wird. Diese Rollen sind variabel und können wechseln.
Einige Verhaltensbiologen sehen das gegenseitige Belecken als Ausdruck einer Rangordnung an. Ihrer Ansicht nach könne die ableckende Katze das überlegende Tier sein, oder aber die unterlegene Katze zeige das entsprechende Verhalten als Unterwerfungsgeste.
Für Mutterkatzen ist das Belecken ihres Nachwuchses übrigens typisch. Neben der  Körperpflege stimulieren sie auf diesem Weg auch Darm und Blase der Kitten, damit diese sich erleichtern. Und selbst den heranwachsenden Jungtieren gegenüber, die in der Lage sind, sich eigenständig zu säubern, behält eine Kätzin ihre Körperpflege als soziale Zuwendung bei.

Ausserhalb der "Norm"

Typisch für verwirrte, aufgeregte oder mit einer angsteinflössenden Situation konfrontierte Samtpfoten ist ein mehrfaches, flüchtiges Belecken des Fells. Diese sogenannte Übersprungbewegung ausserhalb der "Norm" bietet der irritierten Katze quasi eine Art Ventil, ihre Energie umzuleiten und so den Emotionskonflikt zu lösen. Es ist harmlos und tritt nach Beendigung der Konstellation nicht mehr auf.

Steht eine Katze hingegen unter beständigem Stress, so verändert sich ihr flüchtiges Überputzen des Fells womöglich hin zu einem (dauerhaft?) vermehrten Putzverhalten - dem sogenannten Over-Grooming.
Je nach Intensität kann die überpflegte Fläche von lokalem Haarverlust bis hin zu Hautveränderungen flächigen Ausmasses reichen.
Im krassen Gegensatz dazu steht das fehlende oder stark reduzierte Putzverhalten. Hierbei verliert die Samtpfote jegliches Interesse an katzenüblichen Aktivitäten wie etwa der Fellpflege.
Die Auslöser dafür sind vielfältig: Der Verlust eines wichtigen Sozialpartners (Artgenoose, Mensch), schwere organische Erkrankungen oder einsetzende senile Demenz sind nur einige der möglichen Gründe. Im Zusammenhang mit beiden Verhaltensänderungen solltest du unbedingt den Tierarzt deines Vertrauens zwecks Diagnose und geeigneter Behandlung hinzuziehen. 

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